Geschichte

Geschichte der Ortschaft Brunnen und der politischen Gemeinde Ingenbohl

Brunnen wird im ältesten Einsiedler Einkünfteurbar, verzeichnet am Rand eines Breviers, (datiert 1217 – 1222) mit einem Personennamen «Arnold de Brunnon» erstmals genannt. Am 9.12.1315 bekräftigten Uri, Schwyz und Unterwalden nach der Schlacht am Morgarten ihren Bund zu gegenseitiger Hilfe und Friedenswahrung in einem Brief in deutscher Sprache «gegeben ze Brunne» (sog. «Morgartenbrief»). In den folgenden Jahrhunderten tritt Brunnen als Ortsname in den Rechtsquellen (wie Urkunden, Landratsprotokolle, Landessäckelmeisterbücher) regelmässig und überwiegend in einem weiten politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kontext auf. Brunnen war ein regelmässiger Tagsatzungsort (vor allem der drei Waldstätte) und mit der Sust und dem Schwyzer Hafen an der Gotthardroute ein bedeutender Warenumschlagsplatz. Die häufige Nennung von Brunnen zeigt sich beispielsweise im ältesten Säckelmeisterbuch (Ausgabenbuch) des Landes Schwyz von 1554 – 1579, einer knapp 650 Seiten starken Handschrift. Darin wird der Name Brunnen rund 420 Mal erwähnt. Für Schwyz gibt es knapp 100 Nennungen. Von Ingenbohl ist ein einziges Mal die Rede. Auch Ratsprotokolle zeigen ein adäquates Bild. Nach dem Dorfbrand von 1620 wurde in Brunnen die Dorfkapelle Hl. Dreifaltigkeit (auch Bundeskapelle genannt) in den Jahren 1632 – 1635 durch eine Stiftung von Landammann Heinrich von Reding errichtet. Landammann Alois von Reding trat die Kapelle im Jahre 1800 an die Dorfgemeinde Brunnen ab.

 

Entstehung der Pfarrei Ingenbohl

In Ingenbohl wird im Jahr 1387 eine Kapelle erwähnt ("uff Ingenbol"), womit der Name erstmals belegt ist. "Bol, Bol, Bool" bedeutet kuppelförmiger Hügel, Anhöhe, was dem Standort des Gotteshauses gerecht wird. Gebräuchlich wird der Name vor allem im Zusammenhang mit den Sakralbauten und der um diese entstehende bäuerliche Siedlung. Die Entstehung des Ingenbohler Schwesterninstituts trug zur überregionalen Bekanntheit des Namens bei. Wirtschaftlich und bevölkerungsmässig blieb Brunnen jedoch der gewichtigere Teil. Bis 1618 gehörten die Gläubigen von Ingenbohl und Brunnen kirchengenössig zu Schwyz, obwohl ein Priester an speziellen Sonn- und Feiertagen die Messe in der Kapelle zu Ingenbohl lesen durfte und die Sterbesakramente spenden konnte. 1618 wurde Ingenbohl zu einer eigenen Pfarrei erhoben.

 

Die Dorfschaft Brunnen

Neben der Pfarrei Ingenbohl existierte mindestens seit dem frühen 17. Jahrhundert eine später als «Dorfschaft Brunnen» bezeichnete kommunale Gemeinschaft. In den frühen Quellen taucht diese Gemeinschaft gelegentlich auch als «nachpurschafft zu Brunnen» (1607), «nachbarschaft zuo Brunnen und Ingenbol» (1639) oder als «kilchgang zue Brunnen» (1648) auf. Die «gemeinen dorffleuth zue Brunnen» werden im Jahr 1650 als handelnde Gemeinschaft genannt, so im 1651 auch die «kirchgenossen zue Brunnen». Eine Dorfleuteordnung von Brunnen wurde 1634 durch den Schwyzer Landrat bestätigt, wobei zwei Dorfvögte als Vorsteher der Dorfleute erwähnt werden.

 

1706 wurden durch den Schwyzer Landrat Aufseher über die Einhaltung der Kleiderordnung bestellt, wobei die Dörfer Arth, Steinen, Brunnen, Sattel, Steinerberg, Lauerz, Morschach, Muotathal, Illgau, Iberg und Goldau erwähnt werden. Ingenbohl fehlt in der Aufzählung. Überhaupt ist die deutlich häufigere Nennung von Brunnen für die Frühe Neuzeit auffällig. Als eine frei konstituierte Organisation mit einem Dorfrat, welcher im Land Schwyz (heutiges Bezirksgebiet Schwyz) wichtige Funktionen ausübte, kümmerte sie sich um kommunale, wirtschaftliche sowie kirchliche Belange des Dorfes Brunnen. Die seit dem Mittelalter in Brunnen tätigen Schiffergesellschaften, die «Grosse Schiffig» (Warenverkehr) und die «Kleine Schiffig» (Personenverkehr), waren für das Dorf Brunnen sehr bedeutend. Diese bedienten aufgrund der fehlenden Strassen Richtung Sisikon/Flüelen und Gersau/Vitznau den Personen- und Gütertransport über den See.

 

Entstehung der politischen Gemeinde Ingenbohl

Die einheitliche Entwicklung der Gemeinden setzte im Kanton Schwyz mit der Kantonsverfassung vom 18. Februar 1848 ein. Die politischen Gemeinden sind aus den Pfarreien herausgewachsen, dies teils – wie in Ingenbohl – auch in Verbindung mit Genossamen. Es lag nahe, dass der Name der Pfarrei dann auch für die politische Gemeinde verwendet wurde. Die «Dorfschaft Brunnen» konnte sich ab dem 19. Jahrhundert gegenüber der seit 1848 immer stärker auftretenden politischen Gemeinde Ingenbohl, welche die alleinige Steuerhoheit besass, nicht behaupten.

 

Die drastisch schwindenden Einnahmen der Schiffergesellschaften durch das Aufkommen der Dampfschifffahrt ab 1837 und des Strassenbaus ab 1865, zwangen die «Dorfschaft Brunnen» dazu, den Kantonsrat im Jahre 1875 um die Bewilligung zu ersuchen, aufgrund der staatlichen Vermögenstaxation Steuern erheben zu dürfen. Der Kantonsrat verwies auf § 26 des Steuergesetzes.

 

Das Gesuch wurde abgewiesen mit der Begründung: «es könnte eine solche Bewilligung nur durch Revision der kantonalen Verfassung erfolgen. Eine Revision der Verfassung könne wegen dem vorliegenden Gesuch nicht vorgenommen werden». Daraufhin beschloss der Dorfrat, das Dorf Brunnen in die Gemeinde Ingenbohl zu integrieren. Am 22. Juni 1888 richtete der Dorfrat an den Gemeinderat von Ingenbohl das Gesuch, die Gemeindeverwaltung wolle das Vermögen der «Dorfschaft Brunnen» übernehmen. Die Übergabe des Dorfes Brunnen an die Gemeinde Ingenbohl vollzog sich am 16. Dezember 1888.                                                                          Text: Erwin Horat / Albert Hug / Oliver Landolt

 

Tourismus ab 1900 bis heute

Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert veränderten sich die Strukturen und die Entwicklung von Brunnen zum Tourismusort begann. Eine Reihe von Hotelbauten der Belle Epoque erinnern noch heute daran. In jüngerer Zeit wandelte sich Brunnen zum bevorzugten Wohn-, Gewerbe- und Ausflugsstandort.  So entsteht auf dem Areal der ehemaligen Zementfabrik und der einstigen Lagerhäuser der SBB mit «Brunnen Nord» ein zukunftsweisendes neues Quartier. Aus der kleinen Siedlung an bevorzugter Lage im Herzen der Schweiz ist eine stattliche, moderne und attraktive Ortschaft mit einem sehr lebendigen Dorfleben und überregionaler Ausstrahlung geworden.

 

Auf dem Kulturweg Geschichte(n) entdecken

In Brunnen und Ingenbohl finden sich viele Bauwerke, Stätten und Objekte, die Zeugen der Herkunft und Entwicklung der Gemeinde sind. In der Kulturweg-Broschüre finden sich detaillierte Beschreibungen der einzelnen Stationen des «kleinen und grossen Kulturweges», welche auf die bedeutendsten Persönlichkeiten, Gebäude und Kulturgüter der Gemeinde eingehen.  Hier klicken